Malchow
der Ortsname selbst gibt bereits einen Hinweis auf die Ursprünge der Siedlung, da die meisten Ortsnamen in Nordostdeutschland mit einer Endung auf -OW slawischer Herkunft sind. Der Name Malchow soll von einem slawischen Eigennamen abgeleitet sein.
Die strategische Lage der Insel begünstigte wohl die Besiedlung durch die Wenden im frühen Mittelalter. Diese Siedlung beschränkte sich auf die Insel. Funde im Bereich des Alten Marktes deuten auf eine jungslawische Gründung des Platzes hin.
Die erste urkundliche Erwähnung der Ortschaft Malchow in dieser geschichtsträchtigen Landschaft datiert aus dem Jahr 1147 und beschreibt die kriegerischen Ereignisse eines gewaltigen Kreuzzuges christlicher Heere gegen die Wenden im Zuge der wieder erstarkten Ostkolonisation. Die slavische Ortschaft und Burg wurden dabei zerstört, aber in der Folge wieder aufgebaut. Im 12. und 13. Jahrhundert wanderten deutsche Kolonisten in die eroberten und wenig besiedelten Gebiete ein.
Am 14. März 1235 verlieh Fürst Nikolaus I. von Werle (* um 1210);
+14. Mai 1277 der auf der Insel im Malchower See gelegenen Ortschaft das Schwerinsche Stadtrecht. Die quadratische Form des Alten Marktes und der Stadtgrundriss selbst deuten auf die heute noch erhaltene, planmäßige, mittelalterliche Anlage hin.
Im Mittelalter waren die Dörfer und Städte der Willkür ihres Landesherrn ausgeliefert. Im Jahre 1354 verpfändete Herzog Albrecht II. von Mecklenburg-Schverin die Stadt und das Land Malchow an die Familie von Flotow auf Burg Stuer. Der Pfandvertrag bestand bis 1837 und behinderte erheblich die Entwicklung der Stadt.
Am Alten Markt befanden sich das Rathaus und die Kirche. Die Wohnhäuser standen dicht gedrängt. In Malchow lebten Handwerker, Fischer, Händler und Ackerbürger. Kleingewerbe und Viehhaltung wurden auf engstem Raum betrieben. Im Jahr 1697 zerstörte ein verheerender Stadtbrand die komplette Stadt. Beim nächsten Brand im Jahre 1721 wurden fast alle Häuser erneut ein Raub der Flammen. Die wieder errichteten Häuser auf der Insel wurden von einander durch so genannte „Tüschen“ und Wasserstraßen getrennt. Die Tüschen dienen sowohl dem Brandschutz als auch der Erschließung der Höfe.
1723 erhielten die Malchower Bürger vom Herzog Karl Leopold die lang ersehnte Erlaubnis sich auch am Westufer der Elde anzusiedeln.
Inselstadt Malchow
Das Festland südlich des Malchower Sees war schon in der Slawenzeit (700 — 1200. (nach Chr besiedelt). Das Dorf Alt Malchow ist älter als die 1235 gegründete Stadt “Neu Malchow (civitas nova). 1298 wurde auf Anweisung des Landesherrn, Nikolaus ll. von Werle, und mit Zustimmung der Bischofe von Havelberg und Schwerin das Kloster vom Orden der Bulserinnen der Heiligen Maria Magdalena von Robel nach Alt Malchow verlegt. Der Landesherr schenkte dem Kloster das Dorf Alt Malchow. Durch Schenkungen von Ackerland, Wald, Anteilen von Mühlen und Erwerb von Fischereirechten wurde das Kloster reich und war wirtschaftlich in einer günstigeren Lage als die Stadt Malchow.
Im 14. Jahrhundert nahm das Kloster die Regeln des Zisterzienserordens an. Das Nonnenkloster existierte bis zur Reformation im Jahre 1572. Danach war es ein Landeskloster und Wohnsitz der unverheirateten Töchter des mecklenburgischen Adels. Durch Zuwendungen aus den Adelshäusern erhöhte sich der Reichtum des Klosters.
Die von 1841 bis 1819 von Baumeister Friedrich Wilhelm Buttel errichtete neugotische Kirche war die Kirche der Gemeinde Kloster Malchow. Dazu gehörte das 1835 erbaute Pfarrhaus (heute Orgelmuseum). Das Schiff der Klosterkirche wurde nach einem Brand im Jahr 1888 vom Schweriner Baumeister Daniel wieder aufgebaut.
Die Landesklöster wurden nach dem 1. Weltkrieg aufgelöst. Die Klosterdamem behielten Wohnrecht im ehemaligen Kloster. Der Grundbesitz wurde Eigentum des Freistaates Mecklenburg Schwerin. Die Klosteranlage und die übrigen Wohngebäude bildeten bis 1935 die eigenständige Gemeinde Kloster Malchow mit eigener Schule, Krankenhaus, Försterei, Ziegelei und Friedhof.
Seit 1991 wird die umfangreiche Klosteranlage Schritt für Schritt saniert. Im ältesten Teil des Klosters wurde im einstigen Kreuzgang im Bereich des ursprünglichen Refektoriums, in dem trotz der barocken Überformung noch viele Spuren aus der Bauzeit von 1298 erhalten sind, das Kulturzentrum Kloster Malchow eingerichtet. Hier befinden sich eine Dauerausstellung regionaler Künstler sowie Wechselausstellungen.
Die ehemaligen Klostergebäude werden teilweise heute noch als Wohnungen genutzt, so auch das sanierte Wohnhaus der Konventualinnen.
Seit 2015 erstrahlt die Klosterkirche und mit ihr das neu gestaltete Kirchenumfeld in neuem Glanz. Jahre zuvor wurde bereits die Uferpromenade „Bollwerk“ saniert und neu gestaltet. Der geschützte Mauergarten lädt zum Verweilen ein.
In der Klosterkirche und dem ehemaligen Pastorat werden heute die wertvollen Orgeln des mecklenburgischen Orgelmuseums ausgestellt, bespielt und erläutert.
KLOSTERKIRCHE
Den jüngsten Bauuntersuchungen zufolge entspricht der 1849 ausgeführte Stich von Bernhard Schmidt in allen angegebenen Öffnungen und Detailformen der von 1844 bis 1849 ausgeführten neugotischen Kirche. Für die Herstellung wurden ca. 170 verschiedene Formsteine hergestellt, um die filigranen neugotischen Formen bilden zu können. So entstand ein einzigartiges Meisterwerk neugotischer Architektur am Ende des Klassizismus. Eindeutige Spuren belegen, dass die Wandflächen ziegelfarbig gerötelt waren und die tatsächlichen Fugen nicht in Erscheinung traten.
Geringe Spuren weisen darauf hin, dass jedoch auf ausgewählten Flächen ein feines weißes Fugennetz aufgemalt war.
Bei einem Brand 1888 wurde das Innere der Kirche vollständig zerstört. Beim Wiederaufbau bis 1890 durch den Oberbaurat Georg Daniel (1829 bis 1913) blieb der Baukörper mit seinen Außen- wänden erhalten, erhielt jedoch durch Kreuzrippengewölbe‚ anstelle des flach gedeckten Innenraumes, und durch vereinfachende Veränderungen an den Öffnungen und am Terrakotta-Dekor einen vollkommen anderen, einen strengeren Charakter.
Die Kanzel schuf Hoftischler Reinhold in Schwerin, das Altarbild Carl Andrea" aus Dresden, die Apostelfenster in Chor und Seitenschiffen wurden von der Tiroler Glaswerkstatt Neuhauser in Innsbruck geliefert. Die Orgel ist das 100. Werk des Schweriner Hoforgelbauers Friedrich Friese (III). In dem
Turm hängen eine Bronzeglocke aus dem Jahr 1614 und drei 1955 gegossene Eisenhartgussglocken.
Seit 1997 befindet sich die Klosterkirche im Eigentum der Stadt Malchow und wird seitdem als Orgelmuseum genutzt.
WÄSCHE
Als „Wäschen“ wurden die Waschplätze an den Seeufern bezeichnet. Während die Seegrundstücke alle über eigene Wäschen verfügten, gab es zusätzlich öffentliche Wäschen am Ende der zahlreichen Wasserstraßen für die übrigen Malchower Einwohner. Die .Wäschen am sogenannten Bollwerk war eine Öffentliche Wäsche für die Bevölkerung am östlichen Klosterufer, die bis in die 1950erJahre existierte.
Die Wäsche unterscheidet sich von einem Steg dadurch, dass die Plattform über einen Kettenmechanismus höhenverstellbar ist, um sich an die wechselnden Pegelstände anpassen zu können. Im Herbst lag der Wasserstand in der Regel um 30-50 Zentimeter tiefer.
An den Wäschen wurde die Kleidung nicht gewaschen, sondern lediglich im fließenden Wasser gespült, Gewaschen wurde im Haus, da man dort heißes Wasser in eigens dafür hergerichteten Räumen bereiten konnte. Im Laufe der Industrialisierung, besonders ab etwa der wilhelminischen Gründerzeit und der damit einhergehenden Verbesserung der Lebensverhältnisse, veränderten sich auch die Arbeitsbedingungen in den Haushalten. In Malchow wurden von 1870 bis 1920 auffällig viele neue separate Waschküchen als Anbauten errichtet, die das Alltagsleben der Frauen etwas erleichterten.
Der Kaufmann Fritz Henkel erfand 1907 das erste Vollwaschmittel. Das darin enthaltene Bleichmittel Perborat machte die bis dahin übliche und aufwendige Rasenbleiche überflüssig.
Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg wurde für das Malchower Munitionswerk ein Wasserwerk errichtet, das erst seit dieser Zeit auch die Malchower Haushalte mit fließendem Wasser versorgt.
Heute sind die Wäscchen‚ die bis weit ins 20. Jahrhundert genutzt wurden, als Ausdruck eines Stücks Alltagskultur aus dem Ortsbild verschwunden. Elektrische Waschmaschinen gehören heute zum Lebensstandard.

HHIS.DE

Helmut Hartkopf

mob [at] hhis.de
Datenschutz

Wir erheben und speichern auf diesen Seiten keine Daten
Auf den Seiten