Heute wollen wir die Mordsteine besichtigen.
Passend dazu gab es heute in der Tageszeitung auch einen interessanten Artikel.
Die Wege waren richtig schön. Fast überwiegend Radwege durch die schöne Sennelandschaft. Erster Kaffeestop am Flugplatz Windelsbleiche. Dort haben wir ein nettes Ehepaar kennen gelernt und kam sofort ins Gespräch. Dabei stellten sich so viele Gemeinsamkeiten heraus – unglaublich.
Die Tour führte dann am Bielefelder Tierheim vorbei. kurz vor unserem Ziel (die Mordsteine) haben wir uns von Komoot leiten lassen. Das hat so gar nicht geklappt. Komoot ließ uns links abbiegen, dann hieß es – Jetzt wieder zurück - dann rechts und wieder zurück, so dass wir die Navigation abgebrochen haben. Eine nette Einheimische konnte uns dann sagen wie wir diese Steine finden. Was dann auch geklappt hat. Sie sind aber sehr gut versteckt in einem kleinen Wäldchen an dem man gerne vorbeifahren kann ohne sie zu sehen.
Auf den Steinen stehen folgende Inschriften:

Für die Frau:
„O Mensch
sieh an die
große That,
wie mich mein
Mann ermordet
hat mit meinem
Kint vom
halben Jahr,
so von seinen
Fleish geborenwar.
Anno 1660“

Für das Kind:
„Ach Vater
wie konts dein
Herte leiden, dass
du mir thatest
den Hals abshneiden
und begingest an mir
an diesem Ord
so ein grausame
unerhört Mort.
Anno 1660“

Von dort sind wir nach Isselhorst gefahren und wollten eigentlich noch an der Lutter entlang bis Marienfeld. Die beste Frau von Allen wurde aber etwas tretmüde. Also sind wir von Isselhorst Richtung Heimat gefahren.

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Die Mordsteine
Die Steine aus Sandstein erinnern an einen Mord aus dem Jahr 1660. Ein Dragoner namens Lorentz von Siburg (Tambour), folglich wohl ein Trommler, wollte sich dem preußischen Militärdienst entziehen und flüchtete von der Sparrenburg mit seiner Frau Maria und seiner sechs Monate alten Tochter Maria Helena Richtung Lippe, also dem damaligen benachbarten Ausland. Kurz vor Erreichung der Grenze tötete er seine Familie, vermutlich wegen eines Streits um den weiteren Weg oder weil das Kind durch sein Schreien die Desertion verriet. Die Steine wurden im Gedenken an die Tat und als Warnung errichtet. Eventuell auch, um in der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg normative Grundsätze zu verdeutlichen

Doppelmord nimmt ein fiktives Ende
Bielefeld-Sennestadt. Wer ist der Doppelmörder vom 3. Oktober 1660? An diesem Tag sind in der Heidelandschaft auf dem heutigen Gebiet der Sennestadt eine junge Frau und ihre sechs Monate alte Tochter umgebracht worden. Von der Gräueltat zeugen noch heute die beiden so genannten Mordsteine, die in einem Waldstück am Senner Hellweg als Denkmäler erhalten sind.


War Lorentz aus Siberg wirklich der Täter?
Dabei herausgekommen ist ein 100 Seiten starkes Büchlein, in dem Ulrich Klemens die Geschichte der Herforder Bürgerstochter Anna Tambor erzählt, die an Lorentz aus Siberg gerät, einen früheren, möglicherweise geistig schwer berechenbaren Kindersoldaten aus dem Dreißigjährigen Krieg. Dieser Mann hatte den Mord an der jungen Frau und der gemeinsamen Tochter gestanden und ist dafür nachweislich durch Rädern hingerichtet worden. Doch war er wirklich der Täter? Warum hat er nicht geleugnet? Niemand hätte es ihm nachweisen können. Oder wollte er nur die drohende Folter vermeiden?

Ulrich Klemens nimmt an, dass seinerzeit ein Bauernopfer gesucht wurde, damit sich ein möglicherweise einflussreicher Täter seiner Verfolgung entziehen konnte. Was sich im Oktober 1660 am Südhang des Teutoburger Waldes tatsächlich ereignet hat oder ereignet haben könnte, spinnt Klemens in einer fiktiven Rekonstruktion der Mordgeschichte weiter – auf Basis seiner Recherchen.
»Es ist unheimlich interessant, einen Mordfall von vor mehr als 350 Jahren näher zu beleuchten«, erklärt der Sennestädter Heimatkenner. Er würde sich darüber freuen, wenn sein Buch dazu beitragen könnte, »das künftig wieder mehr Menschen zu den Mordsteinen pilgern und die Geschichte dahinter vielleicht mit anderen Augen sehen«.

Indes hat Klemens Sorge darum, dass die Mordsteine als Sennestadts ältestes historisches Denkmal nur noch wenigen Generationen von Betrachtern erhalten bleiben. Denn der Sandstein und seine Inschriften verwittern. »Wenn es das Bewusstsein der Bevölkerung nicht erachtet, so etwas zu bewahren, dann wird es verfallen«, sagt er. »Es müsste eine Gruppe von Menschen da sein, die es der Nachwelt erhalten will.«

Autor: Wikipedia / Wetfalen Blatt

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Anderer Bericht:

Das Doppelmord-Denkmal
Im Jahr 1660 ereignete sich in der Stadt ein Verbrechen, das die Menschen tief
erschütterte. Zeugnisse der Tat stehen in einem Grünzug der Stadt. Ein Geheimtipp.

Es ist das Jahr 1660. Der 30-jährige Krieg ist seit gerade einmal zwölf Jahren beendet. In Bielefeld herrschen die Preußen.
An der Sparrenburg ist ein Militärposten. Dort leistet der Bielefelder Lorentz von Siburg seinen Dienst als Dragoner. Dragoner sind Infanterie auf Pferden. Irgendetwas muss diesem Dragoner nicht gepasst haben. Jedenfalls desertiert er ausder preußischen Armee. Mit Frau und sechs Monate alter Tochter macht er sich auf denWeg ins benachbarte Ausland - damals das Fürstentum Lippe. Doch die Flucht endet ineiner Tragödie, wie die so genannten
„Mordsteine" belegen. Sie sind Bielefelds ungewöhnlichstes Denkmal. Jetzt standen sie am „ Tag des Denkmals" in der Aufmerksamkeit der Geschichtsinteressierten- und Krimifans.
Aktenkundig ist der Kriminalfall vom 3. Oktober vor 362 Jahren nicht, zumindest liegen keine Belege über den Hergang der Tat vor. Nur die Inschriften der Steine zeugen von dem Ereignis. Sie stehen in einem Grünzug in Sennestadtzwischen Senner Hellweg und Travestraße und sind noch erstaunlich gut erhalten. »Sogar die Schrift lässt sich noch sehr gut lesen'
Aus dem Text lässt sich ableiten, was passiert sein könnte. Der Rest sind Legenden, die stimmen oder auch nicht.
Jedenfalls machte sich besagter Dragoner Lorentz von Siburg auf, Bielefeld zu verlassen. Mit Ehefrau Anna Tambor und Töchterchen Maria Helena schlich er wohl durch die unbewohnte Heidelandschaft südlich des Teutoburger Waldes. Sennestadt gab es damals noch nicht. Sein Ziel Lippe erreichte er aber nicht.
Was geschah? Die Legende besagt, dass er seine Frau und seine Tochter ermordete, sogar auf ziemlich grausame Art.
Dem Mädchen soll er beinahe den Kopf abgetrennt haben.
Ein Hinweis darauf ist auf einem Stein zu lesen. Da steht, als Anklage des Kindes, folgender Satz:
»Ach Vater, wie
konts dein Herze leiden,
das du mir thatest den Hals abschneiden
und begingest an mir an diesem Ord
so ein grausame unerhört Mort.«
Über sein Motiv kann nur spekuliert werden. »Entweder gab es eine Auseinandersetzung über den langen und beschwerlichen
Fluchtweg mit seiner Frau, oder er hatte Angst, gestellt zu werden, weil seine
Tochter schrie.  Diese beiden
Gründe kursieren.
Fakt ist: Frau und Kind
mussten sterben. Ihre Leichen wurden im Heidesand verscharrt, aber später gefunden.
Der Täter wurde schließlich auch gestellt. Er soll den Doppelmord gestanden haben. „Er
wurde dafür entweder erhängt oder auf ein Rad gezogen, mit abgetrennten Armen
und Beinen", Die Strafmethoden für Mörder waren in der frühen Neuzeit mitunter brutal, in diesem Fall vielleicht sogar deshalb, weil die ermordete Ehefrau angeblich auch noch schwanger gewesen sei. Genaues weiß man aber nicht. Auf Doppelmord stand damals jedenfalls Rädern, wie die Geschichtswissenschaft weiß.
Bei allen Spekulationen lässt sich aber mit Gewissheit sagen, dass die Tragödie im Sennesand damals die Bevölkerung erschüttert haben muss.
Der Fall hat hohe Wellen geschlagen und zu einem Aufschrei geführt, sonst wären wohl kaum diese so genannten „Sühnesteine' als Erinnerung aufgestellt worden. Sie wurden im Mittelalter und der frühen Neuzeit nach manchen Morden als Erinnerung an die Tat aufgestellt.
Das Konzept funktioniert.
Noch heute sind die Mordsteine gut erhalten. „Nur 2014 wurden sie einmal oberflächlich von Moos befreit", sagtWiegers. Es gab mal Überlegungen, um sie herum ein Häuschen zum Schutz zu bauen. Das wurde aber wieder verworfen, weil es nicht nötig ist.
Der Stein ist hart genug und besteht bestimmt auch die kommenden 100 Jahre noch.
Die Erinnerung an den Doppelmord wird also bleiben können, das Motiv des Täters wird jedoch für immer Anlass fürspekulativen Grusel bleiben



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Helmut Hartkopf

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