Störtebekerturm in Marienhafe
Nach den schweren Sturmfluten von 1373 und 1377 war Marienhafe für einige Jahrzehnte Hafenort und Schiffe konnten fast bis an die Marienkirche heranfahren.
Die Kirche wurde um 1230 als dreischiffige Kreuzkirche erbaut. Sie war mit ca. 72 m Länge das größte Gotteshaus im nordwestdeutschen Bereich. Leider musste sie 1829 wegen erheblicher Baumängel erheblich verkleinert werden.
Von den einst Außen Mauerwerk der Basilika angebrachten einzigartigen Stein,figuren und
Friesplatten blieben nur Reste erhalten, von denen einige im Kirchenmuseum (im Turm) ausgestellt sind.
Der Kirchturm erlangte Berühmtheit als Unterschlupf der von den damaligen Häuptlingen aufgenommenen Seeräuber, die sich Vitalienbrüder bzw. Liekedeeler nannten. Unter ihnen war der Überlieferung nach der legendäre Seeräuber Klaus Störtebeker, der sich von 1396 bis 1400 während der Wintermonate in dem Turm wohnlich eingerichtet haben soll.
Selbstverständlich war der von weitem sichtbare, damals sechsgeschossige und einschließlich Spitze ca. 72 m hohe Westturm eine wichtige Markierung, aber auch die Kirche selber lieferte wertvolle Informationen für die Navigation. Die Nordseite des hohen Mittelschiffes war mit Kupfer (Kooper) und die Südseite mit Schiefer (Ley) gedeckt. Bei der Einfahrt von der Leybucht aus konnten erfahrene und ortskundige Schiffer erkennen, ob sie sich weiter nördlich oder südlich halten mußten, sobald die eine oder die andere Seite des Kirchendaches, das bei richtigem Kurs verdeckt war, in Sicht kam. Zwei gefährliche Untiefen der Leybucht wurden danach als „Koopersand" und „Leysand" bezeichnet.
Heute ist von dem einstigen Meereseinbruch nur noch ein schmaler Wasserlauf, das „Störtebekertief", vorhanden, wie oben vom Turm aus erkennbar ist.