1255 Gütersloher Frühling
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Für heute haben wir den Gütersloher Frühling eingeplant.
Momentan ist es noch sonnig, bewölkt. Also Räder aufpumpen, Kette ölen und dann los.
Wir lassen uns überraschen, was uns erwartet.
 
Auf unserer Fahrt kommen wir in Gütersloh an einem alten Friedhof vorbei. Die Kreuze sind alle gleich, aus Metall. Wir denken zunächst an Kriegsgräber, aber es sind Gräber von Bewohnern, der ehemaligen Psychiatrie Gütersloh. Liest man sich die Geschichte von einigen Bewohnern dieser Psychiatrie durch, bekommt man ein beklemmendes Gefühl. Mit den Patienten dieser Psychiatrie wurde sehr … umgegangen. Im Folgenden, nur ein paar kurze Ausschnitte. Allein davon läuft es mir schon eiskalte den Rücken hinunter und in meinem Inneren rumort es.
Menschenwürde war ein Fremdwort.
 
… Mit 92 Jahren wurde Herr
Wegmann entlassen, zog in eine Wohngemeinschaft und fuhr
das erste Mal in seinem Leben in den Urlaub nach Mallorca. Er
war verwundert, dass er 60 Jahre in der Klinik arbeiten musste
und keinen Tag Urlaub bekam…
 
…Herr Dingerdissen
wurde als sehr fleißig und brauchbar" beschrieben…
 
…wurde ihr 1938 bescheinigt „geistes-schwach", aber heilbar zu sein. Es bestünde aber eine dauerhafte Pflege- und Aufsichtsbedürftigkeit…
 
…Herr Fritsche litt seit seinem 19. Lebensjahr an
epileptischen Anfällen und an schizophrenen Erregungszuständen.
In der NS-Zeit (1940) war er aufgrund seines Anfallsleidens zwangs-
sterilisiert worden. Während seines Anstaltsaufenthaltes erhielt
er Elektroschockbehandlungen.…
 
…Frau Breipohl überlebte den Zweiten Weltkrieg und die Nach-
kriegszeit in der Anstalt, obwohl aufgrund der ständigen Ver-
schlechterung der Lebensbedingungen die jährliche Todesrate
unter den Patientinnen und Patienten von 6 Prozent (1939) auf
15 Prozent (1945) stieg…
 
…wurde
1929 in die Provinzialheilanstalt Gütersloh aufgenommen. Mit
kurzer, einjähriger Unterbrechung befand Frau Twesmann sich
bis zu ihrem Tod in der Anstalt. Ihr wurde bescheinigt, unheilbar
an „, Spaltungsirrsein" zu leiden und lebenslänglich anstalts-
pflegebedürftig zu sein…
 
…Zwischen 40 und 60 Betten standen eng aneinander -meist nur
durch einen Paravent getrennt - in einem großen Saal. Persönliche
Gegenstände und Kleidung wurden entweder abgenommen
oder unter dem Bett verstaut. Die Patientinnen und Patienten
mussten sich zwei Toiletten und eine Dusche mit geregelten
Waschzeiten teilen…
 
Und vielleicht war die Psychatriereform für die Patienten, dann ja auch der Gütersloher Frühling
 
 
Dann kommen wir aber doch noch bei unserem geplanten Ziel an. Dem Gütersloher Frühling.
Meine Erwartung an dieses Frühlingsfest war so ganz anders als die Realität. Überall in der Stadt Palettenkonstruktionen, die mit Blumen dekoriert waren. Und ja, die Blumen waren sehr schön, jedoch die Palettentechnologie ist so gar nicht mein Ding.
 
Dann treffen wir noch eine Freundin in Isselhorst, sie ist heute den ersten Tag Coronafrei. Dennoch haben wir auf ausreichend Abstand geachtet. Wir wollen diesen Knorz nicht haben. Aber Corona ist nun mal in der Welt und man wird es vielleicht nicht verhindern können, irgendeines Tages mit dem Erreger in Kontakt zu kommen.
 
Fazit: Ein schöner Tag mit ungeahntem Wissen aufgefüllt. Eine schöne Kaffeepause in Gütersloh.
 
Geschichte der Psychatrie
 
Der Bau der Provinzial-Heil- und Pflegeanstalt Gütersloh wurde 1911 begonnen und 1914 fertiggestellt. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde das Gelände mit seinen rund 40 Gebäuden dann allerdings zunächst ein Gefangenenlager für Offiziere. Die ersten Psychiatriepatienten wurden ab 1919 dort behandelt. Zum Ärztlichen Direktor war bereits 1914 Hermann Simon berufen worden, der in Gütersloh das Modell der „Arbeits-Therapie“ verwirklichte. Diese sah die Einbindung der Patienten in die landwirtschaftlichen, gärtnerischen und handwerklichen Aufgaben des Klinikalltags vor und wurde wegweisend für die Behandlung von Psychiatriepatienten in Deutschland.
Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde ab 1936 die Fürsorge für psychisch Kranke und geistig Behinderte auf die Nationalsozialistische Rassenhygiene ausgerichtet. In den Jahren 1940 bis 1943 wurden 1.017 Patienten als „gänzlich gemeinschafts- und arbeitsunfähig“ eingestuft und in Tötungsanstalten deportiert. Im Jahr 2014 wurde eine Gedenkstätte für die Opfer eingeweiht.[1]
Zahlreiche Gebäude, Park und Garten wurden 1992 unter der Denkmalnummer A 196 in die Liste der Baudenkmäler in Gütersloh eingetragen.
(quelle: Wikipedia)
 
Helmut Hartkopf
 
tmp [at] hhis.de
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